<<<"Hannover. Ebrahim B. fühlt
sich von der Terroristentruppe IS „verarscht“. So hat es der 26 Jahre
alte Mann aus Wolfsburg Journalisten des NDR und der „Süddeutschen
Zeitung“ gesagt.
„Vier Frauen“ und ein
teures Auto habe ihm der Anwerber des IS versprochen, dem er Anfang Juni
2014 aus Wolfsburg in den bewaffneten Kampf nach Syrien und in den Irak
gefolgt ist.
Stattdessen erlebte B. dort
eine Hölle der Gewalt. Zum Beispiel, so schildert es der
Massagetherapeut im Interview in der Untersuchungshaft, sei er mit der
Leiche eines Verräters eingesperrt worden. Dem Mann sei der Kopf
abgeschlagen worden, der lag mit in der Zelle. Ebrahim B. sollte das
offenbar Warnung sein: Der IS betreibe inzwischen eine Art
Verfassungsschutz, in dem auffällig viele Deutsche tätig seien. Wegen
seines SPD-Parteibuchs sei er in den Ruch geraten, selbst ein Verräter
zu sein. „Wenn du dahin gehst, bist du entweder tot oder tot.“ B. konnte
im August 2014 in die Türkei entkommen, wurde in Wolfsburg verhaftet.
Er sei fertig mit dem IS.
Ab dem 3. August
muss sich Ebrahim B. vor dem Staatsschutzsenat des Oberlandesgerichts
Celle verantworten. Der Generalbundesanwalt hat ihn wegen Mitgliedschaft
in einer terroristischen Vereinigung angeklagt. Er soll unter anderem
ein Selbstmordattentat im irakischen Bagdad geplant haben. „Gefängnis in
Deutschland ist mir viel lieber als Freiheit in Syrien“, sagt B., der
jetzt als erster von etwa 260 bekannten Syrienheimkehrern offen über
seine Zeit im Dschihad berichtet hat.
Dass
sich sein Mitangeklagter, Ayoub B. aus Wolfsburg ebenfalls vom IS
getäuscht fühlt, kann man nur ahnen. Die Freunde Ayoub und Ebrahim waren
in einer Wolfsburger Moschee demselben Anwerber auf den Leim gegangen,
reisten gemeinsam über die Türkei nach Syrien. Der 27-jährige Ayoub hat
sich bisher nur dem Landeskriminalamt gegenüber geäußert. Doch sein
Strafverteidiger Dirk Schönian sagte der HAZ: „Auch Ayoub B. fühlt sich
als Opfer des IS.“ Umfangreich werde sein Mandant erst vor Gericht
aussagen. „Er hat in Syrien die erste Gelegenheit genutzt, abzuhauen.“
Darum bezeichne er sich auch nicht als Aussteiger. „Ich bin gar nicht
eingestiegen“, sagte Ayoub B. immer, berichtet Schönian.
Ebrahim
B. begründet seine Bereitschaft zu dem Interview damit, dass er das
Bedürfnis habe, vieles zu erklären. „Für Leute, die vielleicht gerade
vor einer Situation sind, wo ich damals stand.“ Denen, die sich
aufmachen wollen, sagt er: „Frag dich: Warum geht dein Vater da nicht
hin? ... Denkst du vielleicht, du bist mehr Moslem als dein Vater?“ Er
hat auch eine Erklärung dafür, warum andere Rückkehrer bisher nicht
ausgepackt haben: „Wer gibt gern zu, dass er verarscht worden ist?“>>>
Quelle: Freitag, 17.07.2015 22:16 Uhr, HAZ
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